Der Buchtitel von Kishon könnte fast die Leitschnur des ECAD-Herstellers Aucotec Hannover sein. Dass man damit guten Erfolg haben kann, zeigt sich nun deutlich im Bezug eines neuen Firmengebäudes, deutlich erweitert, ganz in der Nähe des alten Unternehmenssitzes. Mit viel mehr Fläche, fast doppelt so groß wie das bisherige Headquarter, bietet es nun Raum für neue Höhenflüge.
Wie gut das Prinzip der Gentleman aus Hannover funktioniert, zeigt u. a. das Wachstum des Unternehmens um ca. 80% in den letzten sechs Jahren und das Wachstum der Mitarbeiter um 35%. Allein in dem Jahr vor der Pandemie konnte Aucotec 12% zulegen.
Die wichtigsten Meilensteine waren:
Bereits 1994 brachte Aucotec Aucoplan heraus, ein neues ECAD-Werkzeug für die Prozessleittechnik.
1997 übernahmen die Hannoveraner alle Aktivitäten rund um Ruplan, um den ehemaligen AEG/Daimler-Kunden weiter zu helfen. Alle hier wissen sicher was mit der AEG passiert ist. Im gleichen Jahr wurde auch das Entwicklungsteam der Debis SSP GmbH übernommen.
In 2003 erfolgte die Umwandlung der Aucotec GmbH in die nicht börsennotierte Aucotec AG.
2004 gab es einen wichtigen Schnitt, der bis heute nachwirkt: Das System Engineering Base (EB) wurde auf der Basis von Easyelectric aus der Taufe gehoben. Damit begann eine neue Ära des Elektro-Designs: Weg von 2D-Plänen als Basis, hin zur objektorientierten Datenverarbeitung.
2007 Übernahme der RACOS-GmbH, Konstanz, und all ihrer Mitarbeiter, Konstanz wurde AUCOTECs drittes Entwicklungszentrum in Deutschland (Internationale Töchter gibt es in Österreich, Italien, UK und USA, ab 2008 auch in China).
2014 Gründung einer Tochterfirma in Polen.
2015/16 Weitere Töchter: Übernahme des operativen Geschäfts des schwedischen Partners und Umbenennung in „AUCOTEC Schwede“" und Gründung einer Tochterfirma in Südkorea.
2018 Die kooperative Plattform, Engineering Base, vereint nun erstmals sämtliche Kerndisziplinen des Anlagen-Engineerings in einem universellen Datenmodell.
So and here we are: Im Sommer 2020 zieht das Unternehmen in die neue Firmenzentrale in Isernhagen bei Hannover.
Bei der dazu nötigen Pressekonferenz (leider nur virtuell wegen Corona) wurde nicht nur das Haus vorgestellt, sondern auch einiges, was man an neuen Produkten/Technologien in der Hinterhand hat.
2D und 3D konsistent
Mit seinem neuen 3D-Portal standardisiert der Software-Entwickler die Verknüpfung von 2- und 3D-Engineering im Maschinen- und Anlagenbau. Das Interface erlaubt jederzeit auch webbasierten, also clientunabhängigen Datenaustausch zwischen allen gängigen 3D-Anwendungen und Aucotecs Kooperationsplattform Engineering Base (EB).
3D ist im Engineering immer dann wichtig, wenn es u. a. um die optimale Ausnutzung des vorgegebenen Raums oder dessen Anpassung geht. Ob in großen Hallen oder im Schaltschrank: Der konkrete, physische Weg von Rohrleitungen, Kabeltrassen oder einzelnen Drähten muss für die Fertigung exakt berechnet und zuverlässig dokumentiert werden. Die dazugehörigen Anschlüsse finden sich dagegen in der 2D-Planung von EB. Um konsistente Durchgängigkeit zu schaffen, hat Aucotec schon für zahlreiche Kunden 3D-Anbindungen realisiert. Nun gibt es dazu gleich zwei Neuerungen, die die Verbindung vereinfachen und den Austausch beschleunigen.
Passt zu jedem 3D-System
Zum einen wurde für EB eine eigene, standardisierte Kopplung entwickelt, die die 3D-Integration vereinfacht. Dieses neue „Tor“ zu den 3D-Daten erlaubt über eine abgestimmte XML-Datei den Export von 2D-Informationen zum 3D-System und den Import relevanter 3D-Daten zu EB. Es ist flexibel anpassbar und daher für alle gängigen Tools offen. Da jedes 3D-System andere Informationen braucht, sind verschiedene Vorlagen definierbar. Die grundsätzliche XML-Struktur bleibt dabei aber immer gleich.
XML-fähiges Plug-In
Auf 3D-Seite ist nur ein Plug-In nötig, das XML lesen kann. Die neutrale XML-Basis erfordert deutlich weniger Installationsaufwand und das Plug-In ist leichter zu pflegen als herkömmliche Schnittstellen. 2- und 3D müssen sich nur auf dieselbe XML-Struktur einigen, damit das Lesen und Schreiben der Informationen funktioniert und für beide Disziplinen verständlich ist.
Webservice macht unabhängig
Zweite Neuerung: Der Webservice für den Datenaustausch. Im Normalfall muss ein Engineeringsystem gestartet sein, damit man auf seinen Daten zugreifen kann. Das 3D-Portal gehört zu den ersten Microservices in EB, das heißt, dass es übers Web clientunabhängig funktioniert. Der spezielle 3D-Service ist wie eine extra Schicht in EBs Architektur, über die man Daten jederzeit - natürlich mit den passenden Rechten – holen kann. Das ist für global verteilt arbeitende Disziplinen ebenso interessant wie für interne Netzwerke. Wartezeiten auf den Fachmann/die Fachfrau „am anderen Ende“ sind passé. So öffnet das 3D-Portal nicht nur Tür und Tor für das gegenseitige „Verstehen“ von zweiter und dritter Engineering-Dimension, sondern auch für mehr Flexibilität und Effizienz in der Anlagenplanung.
Dieses wiederum scheint ein Weg zu sein, zum „agilen Engineering“, auf welches Aucotec für die Zukunft setzt. Mehr dazu im nächsten Artikel, der zugleich veröffentlicht wird.
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